"Was in den Schulbüchern und im allgemeinen Sprachgebrauch als „Novemberrevolution“ bezeichnet wird, war Teil einer über Jahre anhaltenden Phase revolutionärer Massenbewegungen und Aufstände auf der einen, und reaktionärer Gegenschläge auf der anderen Seite. Nachdem im November 1918 die Auseinandersetzung zwischen Rätemacht und bürgerlicher Regierung vorerst zugunsten einer bürgerlichen Herrschaftsform ausgegangen war, kam es zu einer Reihe von wichtigen Auseinandersetzungen im Dezember 1918 und Januar 1919.
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Es ist unmöglich, das Scheitern des Spartakusaufstands auf eine einzelne Fehlentscheidung oder einen „dummen Zufall“ zurückzuführen. Fehlerhafte Perspektiven und deren Korrektur sind in einem Prozess von Revolution und Konterrevolution nicht die Ausnahme, sondern gehören notwendigerweise zum Wachsen und Voranschreiten sozialistischer Parteien in einer solchen Phase. Auch wenn solche Fehler eine entscheidende Rolle spielen können, ist noch viel entscheidender, wie viel Zeit einer revolutionären Partei bleibt, um sie zu korrigieren, auf welche Strukturen sie in diesem Moment zurückgreifen kann und ob sie überhaupt das Vertrauen der Arbeiterklasse genießt.
Darin lag sicherlich eines der Probleme des Spartakusbundes. SPD und USPD wirkten als Hemmschuh für die Revolution, doch die Spartakisten sahen sich nicht als stark genug, mit ihnen zu brechen. Dass Illusionen über die Einheit der Partei, gerade noch in der Zeit innerhalb der SPD, über lange Jahre die Klarheit über tiefliegende Differenzen verhinderten und notwendige Schritte zur eigenständigen Organisierung nicht in aller Entschlossenheit gezogen wurden, fiel den Revolutionären 1918/-19 hart auf die Füße. Erst spät wurde die KPD gegründet und war nicht in der Lage, im entscheidenden Moment bereits das Vertrauen der Massen auf ihrer Seite zu haben. Wäre es früher zu einer stärkeren Organisationsstruktur und zu organisierten Fraktionskämpfen in den deutschen Arbeiter- und Soldatenräten gekommen, hätte sich die Situation in Deutschland anders entwickeln können."