Flugblatt zur "Fairwandel"-Kundgebung der IG Metall am 29. Juni 2019
Unter dem Slogan #Fairwandel mobilisiert die IG Metall heute auf die Straße, um für eine sozial gerechte „digitale und ökologische Wende“ zu demonstrieren. Dabei muss klar sein, dass das nicht auf Kosten der Beschäftigten gehen darf!
Digitalisierung und ökologischer Umbau werden von Vielen gefürchtet, da sie benutzt werden, um Stellen abzubauen (wie es jetzt bei Thyssen geplant ist) und Arbeitsbedingungen zu verschlechtern. In einigen Betrieben soll menschliche Arbeit durch Maschinen ersetzt werden. Die Kollegen, die bleiben, sehen sich mit einer „Flexibilisierung“ der Arbeit konfrontiert – der Druck steigt weiter und Leiharbeit, Überstunden usw. werden ausgeweitet. In anderen Bereichen bedeutet „Digitalisierung“ mehr und systematischere Überwachung am Arbeitsplatz.
Jobs modernisieren, Arbeitszeit verkürzen!
Modernisierung und ökologischer Umbau bergen enormes Potenzial, um Arbeitszeitverkürzung durchzusetzen und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Digitalisierung kann Effizienzsteigerung bedeuten. Und es sind wir Beschäftigte, die mit unserer Arbeit die Gewinne erwirtschaften – also müssen auch wir davon profitieren, wenn Maschinen das Arbeiten erleichtern! Stattdessen wird die Digitalisierung als Schreckgespenst aufgebaut, um schrittweise die Arbeit zu „flexibilisieren“ und einst Erkämpftes zurückzudrehen!
Ökologischer Umbau - aber nicht auf unserem Buckel!
Auch die aufkommende ökologische Krise, die die Herrschenden zu verantworten haben, darf nicht auf unseren Schultern ausgetragen werden. Der ökologische Umbau ist im Interesse der Beschäftigten und der gesamten Gesellschaft. Aber wir dürfen nicht die Leidtragenden davon sein: Keiner von uns hat sich jemals entschieden, die Erde zu zerstören! Doch wir werden nicht gefragt, was zu welchen Bedingungen produziert wird. Es waren die Bosse von VW, die sich entschlossen haben, bei den Diesel-Motoren zu tricksen. Doch statt dass sie die Verantwortung tragen müssen, sind Maßnahmen wie die CO²-Steuer ein weiteres Mittel, die Kosten auf Arbeiter und Arme abzuwälzen!
Demokratie in Wirtschaft und Gesellschaft:
Schlüsselindustrien und Banken unter demokratische Kontrolle!
Die Wirtschaft, in der wir jeden Tag arbeiten, ist alles andere als demokratisch. Obwohl wir es sind, die die Güter produzieren, die später auf den Markt kommen, kommen die Profite daraus fast nur Privaten zugute. Auch gibt es keine demokratische Entscheidung darüber, was zu welchen Bedingungen produziert wird. Aber nichts zeigt deutlicher als die ökologische Krise, wie wenig Sinn das macht. Was es bräuchte, wäre eine gesamtgesellschaftliche und demokratische Planung eines kostenlosen und massiv ausgeweiteten öffentlichen Nahverkehrs. Und das gilt auch für alle anderen Bereiche. Das geht nur, wenn wir die Schlüsselindustrien und Banken verstaatlichen und unter die demokratische Verwaltung der Arbeiter stellen!
Mitbestimmung muss erkämpft werden!
Die Führung der IG Metall spricht von Mitbestimmung, jedoch wird die vorhandene Kampfkraft nicht ausgenutzt. Im Streikjahr 2018 sind über 1 Million Arbeitstage ausgefallen. Das erste Mal seit Langem wurde die Arbeitszeitverkürzung aufgegriffen, die Beteiligung an den Warnstreiks war hoch. Aber statt diese Kraft zu nutzen und an der Seite der Belegschaften anderer Bereiche in unbefristete Streiks zu treten, blieben die Streikkassen der IG Metall voll. Die Gewerkschaftsführung einigte sich mit dem Arbeitgeber auf einen Tarifvertrag, der zwar für manche Kolleginnen und Kollegen eine Verbesserung bedeutet, aber auch eine weitere Flexibilisierung und eine Unterhöhlung der 40-Stunden-Woche.
Die Streiks im letzten Jahr haben gezeigt: konsequentere Kämpfe für eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden bei vollem Lohn- und Personalausgleich sind möglich! Statt weiterer Flexibilisierung wollen wir die Ausweitung der Tarifbindung, eine sofortige Abschaffung von Leiharbeit und unbezahlten Überstunden. Um all das zu erkämpfen, brauchen wir demokratische und kämpferische Strukturen in Betrieb und Gewerkschaft! Denn nur eine organisierte Belegschaft kann ihre Interessen durchsetzen.
Wir fordern:
Ökologischer Umbau nicht auf unserem Buckel!
- Nein zur CO²-Steuer!
- Für den massiven Ausbau des Schienennetzes. ÖPNV umsonst und staatlich!
- Demokratie statt Anarchie der Marktwirtschaft: Für die Verstaatlichung der Schlüsselindustrien und Banken unter demokratischer Kontrolle und Verwaltung durch die arbeitende Bevölkerung!
- Ökologischer und digitaler Umbau nur mit garantierter Umschulung und Weiterbeschäftigung!
Arbeitsbedingungen verbessern!
- Für eine allgemeine 30-Stunden-Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich!
- Ein Tarif für Alle: Leiharbeit abschaffen!
- Lohndrückerei bekämpfen: Für einen Mindestlohn von 13€ ohne Ausnahmen!
- Nein zu unbezahlten Überstunden. Überstunden nur mit Zustimmung der Belegschaft!