Nein zur Schließung des RyanAir-Standorts Hamburg

Europaweit gilt: Transportwesen verstaatlichen! Schmeißen wir die Manager raus! 


Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein ewiges Auf und Ab im Flugbetrieb. Und das nicht nur in Bezug auf die Flugzeuge selbst: es scheint so, als würden am laufenden Band Fluggesellschaften und Reiseanbieter geschlossen und verlegt, die Situation der Kolleginnen und Kollegen ist geprägt von ständiger Unsicherheit. Nun soll in Hamburg Anfang 2020 der Standort von RyanAir geschlossen werden. 

Viele Piloten bei RyanAir sind über prekäre Zeitarbeitsfirmen angestellt. Von 8000 Flugbegleitern, die RyanAir europaweit beschäftigt kommen 1000 aus Deutschland und 700 weitere deutsche Flugbegleiter sind über Leiharbeitsfirmen angestellt. Befristete Kettenverträge sind an der Tagesordnung. Insgesamt sind etwa die Hälfte aller Piloten in Deutschland nicht fest angestellt. 

Am 28. September 2018 fand ein erster internationaler Streiktag bei RyanAir statt, an dem sich auch ver.di beteiligte, sowie einzelne Streiktage im Kampf um existenzsichernde Tarifverträge bei RyanAir. Im November wurde ein Tarifvertrag mit ver.di abgeschlossen. Der beinhaltete vor allem einen Sozialplan für das Kabinenpersonal und Lohnerhöhungen in den nächsten zwei Jahren. Außerdem wurde ebenfalls im November der Standort Bremen endgültig geschlossen, die Kollegen zum Umziehen oder in die Arbeitslosigkeit gezwungen. 

Erst diesen August streikte bei dem Unternehmen das Kabinenpersonal aus Portugal, britische und irische Piloten und französische Fluglotsen. Im September schloss die deutsche Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit einen ersten Tarifvertrag mit RyanAir ab, der feste Gehälter, vor allem aber Sozialpläne für zukünftige Standortschließungen enthielt. Ein Tarifvertrag zur Abwicklung, wenn man so will - denn nur kurze Zeit später steht nun die Schließung des Standorts Hamburg im Raum.

Auch schon vor der angedrohten Schließung waren die Arbeitsbedingungen in Hamburg nicht mehr auszuhalten. Eine auszubildenden Stewardess, die über das "Team Wallraff" bei RyanAir eingeschleust wurde, berichtete im Radio Hamburg:

"Viele haben finanzielle Probleme, sind also schon hoch verschuldet, wenn sie anfangen diese Ausbildung zu machen. Man wird permanent angeschriene. Zudem ist dieses Ausbildungszentrum sehr spärlich  und karg eingerichtet. Dort müssen die Auszubildenden in teilweise verschimmelten Massenunterkünften wohnen. Sie dürfen nur zweimal die Woche mit einem Bus zum Einkaufen fahren. So entsteht bei den Leuten eine Grundstimmung, die eher zweifelnd und ängstlich ist. Viele haben regelmäßig geweint und einige Mädels sind auch zusammengebrochen."

Transportwesen verstaatlichen! 


Sowohl in der Produktion der Flugzeuge, als auch im Flugverkehr kam es in den letzten Jahren immer wieder zu Schließungen und zu "Flexibilisierungsmaßnahmen" der Arbeitsverträge. 

Für den Flugverkehr macht das abschreckende Beispiel der USA deutlich, wohin dieses Rennen um die niedrigsten Standards und die höchsten Profite im Flugverkehr führt: zu übermüdeten Piloten mit mehreren Nebenjobs und zunehmenden unsicheren Bedingungen für Beschäftigte und Reisende im Flugverkehr. 

Wenig, was derzeit auf dem Markt im Personentransport passiert, macht für Verbraucher und Beschäftigte noch Sinn. Flüge sind auch über Kurzstrecken mittlerweile günstiger als die Deutsche Bahn, Flixbus steigt ins Bahngeschäft ein und übt Druck auf die Arbeitsbedingungen aus, reguläre Tarifverträge werden zum Sonderfall. Der private kapitalistische Markt beweist tagtäglich seine absolute Unfähigkeit, diesen Problemen Herr zu werden. Im Gegenteil: er ist ihre Ursache! 

Die einfache arbeitende Bevölkerung will keine Standortschließungen, keine Leiharbeit, keine höheren Flugpreise oder eine CO2-Steuer, die angeblich das Chaos regulieren, tatsächlich aber im Zustand des Chaos nur die Bedingungen für  Konsumenten und Beschäftigte weiter verschlechtern. Stattdessen braucht es einen Kampf um Verstaatlichung und eine vernünftige Planung des Transportwesens hinsichtlich des Personen- und Warentransports. Dazu gehört unter anderem ein massiver Ausbau des Schienennetzes in allen Regionen und ein kostenloser Nahverkehr. Auch im Flugverkehr darf nicht ein Job verloren werden. Wollen wir diese Form des Transports eines Tages abschaffen, so gibt es keinen Grund, weshalb die Kollegen nicht genausogut bei voller Lohnfortzahlung für andere Bereiche des Transportwesens umgeschult werden sollten.

International kämpfen! 


Die Chefs von RyanAir versuchen die internationale Struktur des Konzerns auszunutzen, um Standards zu drücken. Wir dürfen uns auf ihre Logik nicht einlassen, sondern müssen überall für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen. Dazu brauchen die Gewerkschaften international eine Eskalationsstrategie, die deutlich über einzelne Streiktage hinausgehen und RyanAir international zur Anerkennung von Tarifverträgen, Mindestbedingungen und zur Rücknahme der Stellenstreichungen. Erklärt das Unternehmen seinen Bankrott, so ist die sofortige Öffnung seiner Geschäftsbücher zu fordern. Es kann nicht sein, dass die Chefs von RyanAir sich über Jahre mit Lohndumping eine goldene Nase verdienen, die Profite einstreichen und die Kollegen dann sang- und klanglos vor die Tür treten. 

Auch in Deutschland ist eine deutlichere Solidarisierung unter den Gewerkschaften nötig. Es kann nicht sein, dass Vertreter des DGB die VC für ihre angeblich überzogenen Lohnforderungen öffentlich angreifen. Stattdessen muss der DGB gleichzeitig für die unbedingte Freiheit der gewerkschaftlichen Organisation von Seiten der Kollegen eintreten und trotzdem geschlossen gegen die weitere Ausplittung der Kollegen durch Leiharbeit kämpfen. 

Wir fordern: 

Nein zur Schließung von RyanAir Hamburg! Jeder Job muss erhalten bleiben! 

Für die sofortige Abschaffung der Leiharbeit und ein ausnahmsloses Verbot befristeter Kettenverträge!

Öffnung der Geschäftsbücher vom RyanAir und Verteilung der Gewinne an die Beschäftigten! 

Transportwesen in staatliche Hand: für einen demokratischen Plan zum vernünftigen Aufbau des Transportwesens im Interesse der Beschäftigten!